… notwendig wie das tägliche Brot – die Bottroper Presse im Nationalsozialismus.

[Rudolf Isfort] 4.2013

Nach einer Veröffentlichung im Vestischen Kalender 2011 (83(2012); S. 117-139): PDF-Download

  1. Die Gleichschaltung der Presse.

Als am 4.10.1933 das Schriftleitergesetz[1] erlassen wurde, kam das einer inhaltlichen Enteignung der Zeitungsverleger gleich. Der Schriftleiter einer jeden Zeitung war nun nicht mehr dem Zeitungsverleger, der ihn einstellte und bezahlte, sondern nur noch dem Volke gegenüber persönlich verantwortlich. Konkret bedeutete das, dass er den Nazis für die Linientreue der Zeitung haftete. Dieses Gesetz beglaubigte allerdings nur noch offiziell, was spätestens seit dem Ermächtigungsgesetz Realität war: Eine auch nur andeutungsweise objektive, kritische oder gar oppositionelle Berichterstattung gab es in Bottrop nicht mehr.

Schon einen Tag nach Hitlers Regierungsübernahme, am 31.1.1933, stellte sich der neue Reichsinnenminister Frick der Presse, der er versprach, von der Regierung immer die Informationen [zu] erhalten, die sie brauche, um ihren Aufgaben gerecht zu werden. … Die Reichsregierung lege Wert auf freie Meinungsäußerung. Aber: Wenn allerdings durch Tartarennachrichten und andere Ausschreitungen eine Beunruhigung der öffentlichen Meinung herbeigeführt werde, dann müsse auch von der Regierung auf Mittel gesonnen werden, um solchen Übelständen abzuhelfen.[2] Am gleichen Tag wurde die erste kommunistische Zeitung in Dresden verboten.[3]

Am 4.2. stellte sich Hitler der amerikanischen und britischen Presse und appellierte an die Weltpresse, kein voreiliges Urteil über die Ereignisse, die jetzt ablaufen, zu fällen. … Entweder wird in Kürze die rote Fahne des Bolschewismus aufgepflanzt, oder Deutschland findet zu sich selbst zurück.[4] Anfang März erhielten ausländische Korrespondenten eine Bewährungsfrist von zwei Monaten, … sich in ihrer Berichterstattung jeder böswilligen Tendenz zu enthalten und Zweideutigkeiten zu vermeiden.[5] Mitte Juni waren nahezu alle ausländischen Zeitungen in Deutschland verboten.[6]

Der Reichsverband der deutschen Presse, in dem Journalisten aus allen deutschen Gauen ohne Unterschied der politischen Parteirichtung zusammengeschlossen sind, erhebt seine warnende Stimme gegen [den] … Versuch, der …  Presse die Erfüllung ihrer im Staatsinteresse liegenden Aufgabe der Mitwirkung an der Bildung der öffentlichen Meinung unmöglich [zu] machen.[7] Gemeint war eine Notverordnung,[8] mit der den Ortspolizeibehörden zugestanden wurde, Druckschriften, deren Inhalt geeignet ist, die öffentliche Sicherheit oder Ordnung zu gefährden, … polizeilich zu beschlagnahmen und einzuziehen. Der Aufruf zum Generalstreik oder die Beschimpfung leitender Beamter waren z. B. Gründe für Verbot und Beschlagnahmung, aber auch so schwammige Tatbestände wie die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gefährden.[9] Diese Bestimmungen, zusammen mit der ohne nennenswerte Proteste geschaffenen Tatsache, dass Ende Februar alle höheren Polizei- und Verwaltungsstellen (Preußens) von den Nazis besetzt und etwa 50 000 SA- und SS-Männer zu Hilfspolizisten berufen worden waren, und die Anweisung Görings vom 17.2.1933 an die Polizei, auch nur den Anschein einer feindseligen Haltung oder gar den Eindruck einer Verfolgung gegenüber nationalen Verbänden (SA, SS und Stahlhelm) und nationalen Parteien unter allen Umständen zu vermeiden,[10] führten zu einer Situation, in der jede Redaktion und Druckerei hilflos den NS-Schlägern ausgeliefert war.[11] Zwar konnten die Zeitungen ein Verbot bei Gericht überprüfen lassen – aber erstmal waren die Zeitungen ausgeschaltet. Der Vorwärts oder das Berliner 8-Uhr-Abendblatt etwa duften achtmal nicht erscheinen, weil sie die Rolle der Polizei bei einer Straßenschlacht in Eisleben mit mindestens zwei Toten und 17 Schwerverletzten kritisch beurteilt hatten.[12] Für sechs Tage wurde die Rheinische Zeitung – ebenfalls ein SPD-Blatt – verboten.[13]

 Der Reichstag wurde aufgelöst ohne Not und der Preußische Landtag im Widerspruch zum Sinne der Verfassung. Die kommunalen Vertretungen in Preußen verfielen derselben Maßnahme. Alles das geschieht zu dem Zwecke, den in der Macht stehenden Gruppen die Möglichkeit zu geben, durch Neuwahlen die Mehrheit zu erobern, um sich dadurch in Gesetzgebung und Verwaltung endgültig festzusetzen. So zitierte die BVZ am 17.2. aus dem Aufruf kath. Volksverbände, der Staatsbürgerlichen Vereinigung der katholischen Verbände, und fuhr fort: Deutsch ist, die Freiheit lieben, auch die Freiheit des Gegners achten und Gewalttätigkeiten nicht straflos lassen. … Eine Versündigung an der Jugend, wenn man sie zu Hass- und Rachegedanken aufruft und Andersdenkende vor ihr als vogelfrei erklärt. … Deutschland darf nicht den Extremen ausgeliefert werden; weder rechts noch links.[14] Dieser Aufruf rief den Reichsinnenminister auf den Plan, der alle Zeitungen für drei Tage verbot, die den Aufruf veröffentlicht hatten. Das hätte etwa 350 katholische Zeitungen getroffen. Zentrums-Oberpräsidenten wie Gronowski, Oberpräsident von Westfalen, verweigerten aber das Zeitungsverbot. Auf Betreiben Görings nahm daraufhin die Regierung ihr Verbot zurück; Gronowski kostete es aber seinen Job. Und Göring warnte alle Zeitungen, Aufrufe … einfach abzudrucken, da ein solches Verfahren [den] betreffenden Zeitungen [zum] Nachteil gereichen muss.[15]

Die – nur noch formal existierenden – Reste bürgerlicher Freiheiten wurden mit der Notverordnung[16] vom 28.2. endgültig auf den Müll geworfen: Es sind daher Beschränkungen der persönlichen Freiheit, des Rechts der freien Meinungsäußerung, einschließlich der Pressefreiheit … außerhalb der … gesetzlichen Grenzen zulässig. Angeblich gegen kommunistische Umtriebe gedacht, setzte sie wesentliche Teile der Weimarer Verfassung für jeden außer Kraft. Nebenbei übernahm die Reichsregierung die Hoheit über die Länder;[17] eine weitere Verordnung verschärfte zudem noch die Strafen für (z. B.) Landesverrat,[18] der nun mit dem Tode bestraft wurde, und mit dessen Geist das Handbeil wieder zur Vollstreckung der Todesstrafe eingesetzt wurde.[19] Dass als flankierende Maßnahmen die kommunistischen Zeitungen, Zeitschriften, Flugblätter und Plakate für einen Monat und die der Sozialdemokraten für vierzehn Tage in Preußen verboten wurden, fällt da kaum mehr ins Gewicht.[20] Kommunistische Zeitungen konnten nur noch im Untergrund hergestellt und vertrieben werden. Da das Verbot der SPD-Presse dann  noch mal um vierzehn Tage verlängert wurde, kam das dem wirtschaftlichen Aus gleich.[21] Als auch die Reichstagswahlen vom 5.3. eine Mehrheit für die Parteien der Reichsregierung brachten, war der verhaltene Widerstand gebrochen – auch die Zeitungen schrieben kein kritisches Wort mehr – dennoch meldete die Presse nahezu täglich von Zeitungsbeschlagnahmen, -verboten, ja, von Schüssen auf Zeitungsherausgeber.[22]

Der Dortmunder General-Anzeiger wurde wegen einer Zeichnung, die dem Gesichtsausdruck Adolf Hitlers in böswilliger Absicht einen entstellenden und ins Gemeine ziehenden Ausdruck verleiht, kurzerhand von den Nazis übernommen.[23]  Die Deutsche Zeitung in Berlin kam mit einer dreimonatigen Zwangspause davon, weil sie geschrieben hatte, Balbo[24] sei ein getaufter Jude. Der verantwortliche Redakteur musste auf Wunsch Görings ins KZ.[25]

Den Abschluss der Entrechtung bildete das Ermächtigungsgesetz vom 23.4.1933, durch das der Reichstag sich selbst als Verfassungsorgan entließ: In Zukunft konnte die Regierung Gesetze erlassen, selbst wenn sie der Verfassung widersprachen; das Parlament musste sie nicht mehr fragen. Die Zeitungen begleiteten diesen ungeheuerlichen Vorgang wohlwollend.

Die Nazis begnügten sich aber nicht mit der Vernichtung der linken und der Ausschaltung der kritischen Presse; sie verlangten hingegen von der geduldeten Presse die offensive Verbreitung ihrer Ziele und Maßnahmen.[26] Am 14.3. wurde Goebbels Reichsminister für Aufklärung und Propaganda. Er machte der versammelten Presse klar, dass in Zukunft die Presse nicht nur Informationen, sondern auch Instruktionen entgegennehmen, dass sie also künftig nicht bloß unterrichtet werden soll, sondern auch bestimmte Anweisungen erhält. Es kommt in der Tat, wie der Minister sagte, nicht so sehr darauf an, dass man dem Volk sagt, was geschieht, sondern darauf, dass man ihm verständlich macht, warum es geschieht und geschehen muss.[27] Die nationale Presse sei ein Klavier, so der Minister, auf dem die Regierung spiele, ein ungeheuer wichtiges und bedeutsames Massenbeeinflussungsinstrument, dessen sich die Regierung in ihrer verantwortungsvollen Arbeit bedienen müsse“.[28]

Am 29.3. empfing Goebbels die Vertreter des Vereins deutscher Zeitungsverleger (VDZV) und wusste sich mit ihnen einig über die Pflicht der Presse für nationale Disziplin.[29] Vor dessen neu gebildetem Vorstand gab Hitler am 30.6. die wichtige Erklärung  ab, er glaube, dass auf die Dauer die Presse nicht existieren könne, wenn nicht klar eine Entscheidung über die Richtung hervortrete, die nun als Sieger in Deutschland anzusehen sei. Ende März sprach Goebbels mit dem Reichsverband der deutschen Presse (RDP), der berufsständischen Organisation der deutschen Journalisten. Er erörterte mit seinen Vertretern die Eingliederung des Reichsverbandes der Presse in den neuen Staatszustand, [in dem sich die Presse] verantwortungsbewusst in den Dienst des Staates stellt.[30] Am 8.5. war der Landesverband der rhein.-westfälischen Presse gleichgeschaltet,  und sein neuer Vorsitzender, Graf von Schwerin, forderte Gesetze, die die Charakterstärke des Einzelnen  durch uns selbst mehr unter Kontrolle stellten, um unseres Standes Unwürdige … aus unseren Reihen auszumerzen.[31] Anfang 1934 löste sich der VDZV auf und wurde als Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger der Reichspressekammer als Fachverband eingegliedert. Nach den Worten seines Vorsitzenden von Zweck hatte der Verband mit der Überwindung des Klassenunterschiedes zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern seine Existenzberechtigung verloren.[32]

Natürlich beließen die Nazis es nicht bei ihren Forderungen an die Presse, sie überwachten auch deren Umgang mit ihnen. Institutionell hatten sie dazu die Reichspressekammer[33] und die regelmäßigen Pressekonferenzen.[34] Vor Ort sorgte die NSDAP für Strukturen, die jedes Blatt überwachen und lenken konnten. Jede Ebene der Partei[35] hatte einen Pressewart, jede Ortsgruppe, jeder Kreis und die Nebenorganisationen der Partei; deren Hauptaufgabe [bestand] darin, durch persönliche Fühlungnahme die nationalsozialistischen Ziele auf dem Gebiet der Presse zu unterstützen und zu fördern.[36] Das machten die so nachhaltig, dass bereits Anfang 1934 die NSBO durch Richtlinien an die Amtswalter der NSBO und an die Pressewarte verhindern wollte, dass die berüchtigte und leider schon viel zu weit fortgeschrittene Uniformierung der Presse noch weiter [gefördert würde].[37]

Als am 6.10.33 das Schriftleitergesetz[38] von der Presse verbreitet wurde, war sie bereits so verkommen, dass sie aus der Hand der deutschen Reichsregierung das höchste Geschenk erhalten [zu haben behauptete], das ihr zuteil werden konnte, die absolute innere Unabhängigkeit. Der deutsche Schriftleiter war kraft des Gesetzes nur seinem Volke und seiner Nation, sonst niemand mehr, weder dem Verleger noch irgendwelchen Geldgebern oder Interessengruppen verantwortlich. Goebbels konnte keinen Zuhörer überraschen, als er das souveräne Recht des Staates einforderte, die öffentliche Meinung und ihre Gestaltung zu überwachen. War es nur Hohn und Spott, als er die beklagte Uniformität der Presse mit der Charakterlosigkeit ihrer Schreiber erklärte?[39] Als Goebbels im Oktober den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und der Abrüstungskonferenz begründete, vermeldete er nicht ohne Stolz, dass nun die so genannte öffentliche Meinung wieder auf das Maß zurückgeführt [worden sei], dass sie einhalten muss, wenn sie den Staat nicht gefährden will.[40] Kurz vor dem Schriftleitergesetz wurde das Reichskulturkammergesetz verabschiedet, durch das die Reichspressekammer installiert wurde, und dessen Ausführungsgesetz vom 1.11.33 die entschädigungslose Enteignung von Verlegern ermöglichte. So wurden Verleger und Journalisten existenziell von den Nazis abhängig. Darum konnte Hitler 1934 in seinem Rückblick auf das vergangene Jahr festhalten, dass [wir] im Kampf gegen die religiösen, sittlichen und moralischen Verfallserscheinungen … die deutsche Presse aus dem Niveau einer manchmal geradezu planmäßigen Zersetzungsarbeit  herausgehoben hätten, um aus ihr eine wirkliche Institution zur Erziehung des Volkes im besten Sinne des Wortes zu machen.[41]  Kurz vorher waren die beiden großen Presseagenturen, Wolffs Telegraphisches Büro (WTB) und die Telegraphen Union, zum Deutschen Nachrichtenbüro (DNB) zwangsvereinigt und unter Nazi-Kontrolle gebracht worden zu Nutz und Frommen des neuen Reiches. Heil Hitler!.[42]

Wenig später wurde die Leserschaft der deutschen Presse mitgenommen auf eine Veranstaltung des Reichsverbandes der deutschen Presse, jener großen Körperschaft, in der die Angehörigen des deutschen Schriftleiterstandes nicht nur organisatorisch zusammengefasst sind, sondern aus der heraus die geistig-politische Schulung und Ertüchtigung der Männer erfolgt, die mit ihrem ganzen Sein und Schaffen dem neuen Deutschland verhaftet sind. Dass das zu einer Uniformiertheit der deutschen Zeitungen führte, war eine falsche Sichtweise, denn die deutsche Presse in ihrer Gesamtheit [kann nur] das Antlitz tragen, das die deutsche Volksgemeinschaft zeigt und das Heroismus, … Kämpfertum und … unbeugsamen Tatwillen prägte. Darum mussten die Journalisten ein Soldatentum zeigen, dessen Freiheitsbegriff als innere Verpflichtung … zu Volk und Staat im Sinne der Nazis bestimmt war.[43] Allerdings sah Goebbels auch, dass die Presse sehr uniform daherkam; darum lockerte er deren Auflagen. Generell hob er die Nachrichten- und Berichterstattungssperre auf, soweit es die Staatserfordernisse gestatten. Überhaupt sollte die redaktionelle Arbeit die vom Schriftleitergesetz zugelassenen Spielräume nutzen.[44]

Ihr Soldatentum zeigte die Presse, als sie unisono einstimmte in den Protest des deutschen Volkes gegen die systematische Vergiftung der öffentlichen Meinung der Welt, die den hundertfachen staatlichen Mord im Röhm-Putsch angeprangert hatte.[45] Da diese Aktion nicht durch eine Pressekampagne vorbereitet werden konnte, musste die Presse sie nachbereiten. Sie tat das so nachhaltig, dass Goebbels der deutschen Presse für ihre vorbildliche Disziplin und unbeirrte Instinktsicherheit … [in] der Röhm-Revolte dankte.[46]

1935 brachte Amann die Presse endgültig in die Hände der Nazis. Verlegern, deren Zeitungen Skandalnachrichten bringen oder in einer Form berichteten, die der Bedeutung für die Öffentlichkeit nicht entspricht, drohte der Ausschluss aus der Reichspressekammer. Verlage konnten geschlossen werden zwecks Beseitigung ungesunder Wettbewerbsverhältnisse. Schließlich verlangte eine dritte Anordnung, dass die Verleger die Besitzverhältnisse in ihren Verlagen offen legen und ihre und ihrer Ehegatten Abstammung bis zum Jahre 1800 zurück zu erbringen“ hätten; dass persönliche Haftung im Verlag einzuführen sei, also Kapitalgesellschaften aus dem Verlagswesen ausgeschlossen wären, zerschlug jeden großen Verlag; und eine inhaltliche Gestaltung der Blätter, die nicht auf einen konfessionell, beruflich oder interessenmäßig bestimmten … Personenkreis abgestellt sein durften, zielte nicht zuletzt auf die konfessionellen Blätter,[47] die 90 Tage Zeit hatten, alles abzulegen, was sie als Presse einer bestimmten Richtung kennzeichnete.[48] Der deutsche Episkopat protestierte bei Hitler, Frick und Goebbels und warb für die katholische Presse damit, die staatsbürgerlichen Pflichten der katholischen Bürger religiös-weltanschaulich zu unterbauen, verwies auf das Konkordat – es half nichts.[49]  Bertram versuchte im Mai 1935 eine Rettung der von ihm inzwischen so genannten katholische Tagespresse, also der Presse mit irgendwelchem konfessionellen Inhalt oder Einschlag; aber sein wortreicher Hinweis auf die Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und den wiederholt und feierlich abgegebenen Erklärungen des Führers zeigte keine Wirkung. Auch die Erklärung des Episkopats nicht, dass die Amann-Anweisungen mit dem katholischen Gewissen nicht vereinbar sind, und,  falls sie nicht überarbeitet oder zurückgenommen werden, den Episkopat zwingen müssten, die Gläubigen darüber auf[zu]klären, wie tief es zu bedauern ist, dass die Tagespresse ihren religiös-kirchlichen Interessen und Bedürfnissen nicht mehr Rechnung tragen kann. Der Episkopat würde auch nicht schweigen können zu den Gefahren, die von einer religiös indifferenten Tagespresse drohen.[50]

Die Amann-Anordnungen legten die Existenz jeden Verlags in das Gutdünken der Nazis – und führten zu einem großen Zeitungssterben. Dennoch war es nicht das Bestreben der Nazis, die ehemals katholische Presse völlig zu vernichten. Es reichte ihr, sie zu einer positiven Mitarbeit mit dem Regime zu gewinnen. Das bedeutete, die Leser zum Nationalsozialismus zu erziehen und dabei nicht auf den Glauben zu rekurrieren. Da Amann und seine Helfer den katholischen Verlegern nicht trauten, aus voller Überzeugung mit dem Nationalsozialismus zusammen zu gehen, erzwangen sie in vielen katholischen Verlagen eine Mehrheitsbeteiligung durch den NS-Eher-Verlag oder eine seiner Tochter-Gesellschaften. Die Phönix GmbH etwa wurde eingerichtet, um die ehemaligen Zeitungen des Zentrums aufzufangen.[51]

Die BVZ meldet am 5.7.1933 die Erweiterung der kommunalen Pressestellen zur kommunalen Propagandastellen, mit der der Nationalsozialismus … die Initiative ergriffen … und ein neues Mittel geschaffen [hat], das deutsche Volk im Geiste des neuen Staates zu erziehen,[52] sagte aber nicht ausdrücklich, dass diese Funktion auch in Bottrop eingerichtet wurde; vielleicht hing das damit zusammen, dass der erste Nazi-Oberbürgermeister erst Anfang August kommissarisch eingesetzt wurde. Der jedoch hatte nichts Wichtigeres zu tun, als die Bottroper Presse persönlich auf Linientreue festzulegen; der Schreiber stellte das Gespräch allerdings dar als eines auf Augenhöhe: Kaum im Amt, findet [Oberbürgermeister Irrgang]  schon die Zeit und hat das Bedürfnis, die Vertreter der gesamten Presse kennen zu lernen und sich mit ihnen über die Gestaltung der künftigen Zusammenarbeit auszusprechen. Das beweist, dass Herr Oberbürgermeister Irrgang gewillt ist, den Grundsatz der restlosen Offenheit und Öffentlichkeit nationalsozialistischer Kommunalpolitik zu verwirklichen. … In der Vergangenheit [wurden] schwere Fehler gemacht. Es wurde oftmals … Geheimniskrämerei betrieben, die uns auch örtlich zu manchem energischen Widerspruch herausforderte. … Die Presse sei die Brücke zwischen Verwaltung und Bürger, gab der Reporter seine Leser zu wissen. Die Verwaltung stützt diese Brücke und belebt den Verkehr, der sich auf ihr abspielt, dadurch, dass sie sich ständig der Presse bedient. … Dies kann aber nur geschehen, wenn die Verwaltung den Willen zur restlosen Offenheit hat und die Presse ganz vom Bewusstsein ihrer hohen kulturellen Verantwortung erfüllt ist. Diese beiden Voraussetzungen sind hier gegeben, teilte er mit, um schon die fehlende zukünftige Kritik vorausschauend zu erklären. Dann aber machte er klar, was die Zusammenkunft mit dem Oberbürgermeister wirklich bedeutete: Herr Oberbürgermeister Irrgang [wird] allwöchentlich die Vertreter der Zeitungen um sich versammeln … [und dabei] nicht nur jene Beschlüsse, Absichten und Pläne entwickeln, die dann unmittelbar im Heimatteil des Blattes der Einwohnerschaft unterbreitet werden können, sondern die Presse auch über jene Vorgänge unterrichten, die aus natürlichen Gründen des Geschäftsganges zunächst noch nicht veröffentlicht werden können, deren Kenntnis aber dem verantwortlichen kommunalen Schriftleiter eine klare Linie gibt.[53]

Anfang 1934 gab die Etat-Beratung der BVZ erneut Gelegenheit, die Rolle der Presse in Bottrop zu beleuchten. Angesichts der grundsätzlich geheimen Gemeinderatssitzungen hatte es die Gemeindeverwaltung … fast ausschließlich in der Hand … zu bestimmen, was über diese oder jene Vorgänge die Öffentlichkeit erfahren soll oder nicht. Dadurch erhält die Zusammenarbeit mit der Presse unstreitig eine gesteigerte Bedeutung – und die Presse eine gesteigerte Verantwortung.[54]

Dass die Presse eine andere als ausschließlich die staatliche Politik unterstützende Aufgabe haben könnte, erfuhren die BVZ Leser gelegentlich, wenn eine Nazi-Größe über die ausländische Auffassung der Pressefreiheit redete. Anlass für derartige tiefschweifende Gedanken waren Ereignisse wie die Bombardierung Guernicas,[55] über die z. B. die englische Presse eine Lügenhetze entfachte, die die deutsche Presse als greifbare Unwahrheit energisch zurückgewiesen hatte. Solche Reden gingen manchmal auf die Kritik ein, die an der deutschen Presse und an der nationalsozialistischen Pressepolitik vor allem im Auslande geübt wird. Es sei in ausländischen Zeitungen wiederholt zu lesen, dass es der deutschen Presse nicht mehr möglich sei, eine objektive Meinung zum Ausdruck zu bringen. Natürlich war die Forderung nach Objektivität abwegig. Die deutsche Presse schriebe entsprechend der deutschen Grundauffassung … für die nationalsozialistische Pressereform, die die Gesinnung und die Idee in den Vordergrund der Pressearbeit gestellt haben.[56] Sie hatte die Gesinnung und die Idee der NS-Pressepolitik verstanden, sodass Hitler und Göring sie loben konnten und ihr dankten.[57]

2. Die Bottroper Zeitungen.

2.1. Die Bottroper Volkszeitung.

In Bottrop gab es am Jahresanfang 1933 zwei Zeitungen, in deren Namen Bottrop vorkam: die Bottroper Volkszeitung (BVZ)[58] und den Bottroper Anzeiger/Generalanzeiger (BA). Beide Blätter gehörten zur bürgerlichen Presse. Die BVZ erschien siebenmal in der Woche.

Die BVZ war ein Zentrums-Blatt, also eine Zeitung, die die Interessen der Zentrums-Partei offensiv vertrat. Das Zentrum war die Partei des politischen Katholizismus. Katholisch war in Bottroper 1933 ca. 73% der Bevölkerung. Die BVZ hatte also einen großen natürlichen Abonnentenkreis, während der BA sich seine Käufer vor allem im evangelischen und liberalen Bürgertum (24%) suchen musste.

Beide Blätter waren amtliches Kreisblatt/amtlicher Anzeiger, wurden also von der Stadt mit der Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen in vollem Wortlaut betraut. Auch die Nazis gaben beiden Zeitungen die Berechtigung, amtliches Kreisblatt zu sein, obwohl sie mit der Nationalzeitung ein offizielles Nazi-Blatt mit Lokalteil besaßen.[59]

Eine linke Zeitung gab es in Bottrop nicht; natürlich konnte man Zeitungen der SPD und Blätter der KPD kaufen. Eine Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1920 verbriefte, dass die wenigen Bottroper Sozialisten den Recklinghäuser Volksfreund gelesen haben.[60] Auch die Westdeutsche Arbeiterzeitung (WAZ), ab 1935 Kettelerwacht, Pflicht-Blatt der Katholischen Arbeiterbewegung, hatte sicher zahlreiche Bottroper Leser.

BVZ und BA waren von den Nazis geduldete Zeitungen, konnten sich aber dem neuen Un-Geist nicht entziehen; beide transportierten die Nazi-Maßnahmen, -Lügen und –Scheußlichkeiten zu ihren Lesern, wie Goebbels es verlangt hatte – und ohne jegliche Kritik. Sie wurden so zu einem der Hauptinstrumente für die Gestaltung eines nationalen Volkswillens,[61] zu einer scharf geschliffenen Waffe deutscher Politik“.[62]

Dennoch gingen beide Zeitungen zunächst unterschiedliche Wege. Der BA gehörte zu den Zeitungen, die Goebbels meinte, als er seine Zuhörer verhöhnte, päpstlicher als der Papst zu sein. Sie wird darum hier nicht untersucht. Die BVZ dagegen hoffte, ihre katholische Nische weiterhin besetzen zu können. Darin wurde sie von den Bischöfen unterstützt, die ihren katholischen Zeitungen bestätigten, sich immer und überall als staatserhaltend erwiesen [zu haben], weil sie ihrer Leserwelt jene Grundsätze vermittelt, die die Eingliederung in das Staatsganze und die freiwillige Unterwerfung unter die rechtmäßige Obrigkeit verlangen. Noch aber forderten sie jenes Maß an Freiheit [für ihre Presse], das [deren] segensreiche Wirksamkeit ermöglicht.[63] Bald aber schlossen sie – mit Blick auf das anstehende Konkordat und auch auf das bevorstehende Ende des Zentrums –  jede parteipolitische Betätigung der katholischen Presse aus[64]; allerdings hatten die katholischen Zeitungen … zweifellos die Pflicht, die nationale Regierung in ihrem Streben nach dem so notwendigen Wiederaufbau Deutschlands und seiner geistigen und wirtschaftlichen Erneuerung aufrichtig und nachdrücklich zu unterstützen.[65] Im eigenen, bekundeten Selbstverständnis sah sich die ‚Bottroper Volkszeitung’ als Heimatblatt im neuen Reich, die nun in ihrem politischen Teil, nicht mehr den Ideen der Zentrumspartei diente, sondern dem nationalen Totalitätsprinzip folgte, wobei das eigentlich schon immer die Richtung der BVZ gewesen sei, denn seit „Windthorst[66] … [war] der letzte Sinn ihres Wirkens das Ringen um nationale Einheit der Deutschen und um eine echte Volksgemeinschaft“ gewesen.[67]

2.2.  Die Bischöfe und die katholischen Zeitungen.

Die nationalsozialistische Diktatur … [war zwar] von der Gewalt, die man der katholischen Presse angetan hat, geprägt, aber über deren Heillosigkeit [war] Gott dennoch der Herr.[68] Die katholischen und die anderen bürgerlichen Zeitungen, denen die Nazis nun wirklich keine kommunistischen Absichten zu unterstellen vermochten, konnten aus formal-rechtlichen Gründen nicht verboten werden. Das hätte die Nazis aber letztlich nicht an ihrer Zerstörung gehindert; die bürgerlichen Zeitungen durften nicht zuletzt wegen ihrer beschäftigungspolitischen Bedeutung bestehen bleiben. Weitsichtige Nazis konnten zudem der Existenz der katholischen Presse sogar noch den Sinn abgewinnen, mit deren Hilfe nationalsozialistisches Gedankengut auch den katholischen Kreisen nahe zu bringen, die sonst kaum hätten angesprochen werden können.[69] Die gewerkschaftliche, die sozialistische und die kommunistische Presse aber wurde rigoros enteignet. Bereits am 2.5. lag das Gewerkschaftsvermögen in der Hand der Nazis, als sie schlagartig die Gewerkschaftshäuser okkupierten und die Gewerkschaftsführer verhafteten. Die SPD verlor ihr gesamtes Vermögen einschließlich ihrer Zeitungen am 10.5.[70] Die KPD gab es faktisch seit dem 28.2. nicht mehr. Durch die Übernahme der sozialistischen Zeitungen kamen die Nazis zu einem großen Presseimperium, für das sie Arbeitsfelder und eine halbwegs sichere wirtschaftliche Basis benötigten. So wurde es unvermeidlich, neue Annoncen-Geber und neue Leser zu suchen. Da der Markt aber weitestgehend aufgeteilt war, versuchten die Nazis, in die Lesergemeinde der verbliebenen Zeitungen einzudringen. So kam zur grundsätzlichen Feindschaft, die sich durch körperliche Übergriffe auf Redaktionsmitglieder und Zeitungsverbote bemerkbar machte, noch der ökonomische Druck durch die annektierten Verlage als Expansionszwang auf die Nazi-Zeitungen zu, der in eine lang dauernde Leser-Werbeaktion mündete, derer sich zu erwehren für die Nicht-Nazipresse sehr schwer war. Die Drückerkolonnen der Nazis waren nicht zimperlich.[71] Mit fadenscheinigen, angeblich amtlichen Angaben, oft noch in Uniform, beanspruchten sie Zugang zu Wohnungen, um dann ihren Werbeauftrag zu erledigen.[72] Andere behaupteten einen Zusammenhang zwischen der Beibehaltung eines Arbeitsplatzes und dem Bezug einer Zeitung.[73] Derartige Werbemethoden waren so massiert Existenz bedrohend,[74] dass die zugelassenen bürgerlichen und katholischen  Zeitungen geradezu aufatmeten, als sie ihren Lesern mitteilen konnten,  dass sowohl der Reichsarbeitsminister[75] als auch der Verein Deutscher Zeitungsverleger[76] gegen derartige Nötigungen durch die Werber eingeschritten waren. Vor den ärgsten Übergriffen schützte die Zeitungen inzwischen auch das Verbot des Führers, die Wirtschaft zu behindern.[77] Dennoch kam es immer wieder zu massiven Drohungen durch Drückerkolonnen, sodass der Reichsstatthalter von Hamburg versprach, dass jeder solcher Geschäftemacher auf der Stelle seiner Bestrafung zugeführt wird.[78]  Trotzdem blieben die Naziblätter eine ständige existenzielle Bedrohung.[79] Sie ließen sich auch nicht von den Klagen der bürgerlichen Zeitungen beeindrucken, sondern drehten den Spieß einfach um und erklärten, dass durch die Zeitungsverleger der nationalsozialistischen Zeitungen [kein] Druck auf die Bevölkerung … ausgeübt würde; umgekehrt führten derartige falsche Behauptungen der Generalanzeiger-Presse[80] zu Unruhe in der Bevölkerung und gefährdeten die öffentliche Ruhe und Ordnung.[81] Eine nicht ganz ungefährliche Einstufung. Dennoch war es ein unerwarteter Ritterschlag, als die BVZ für zwei Tage verboten wurde.[82] Es dauerte bis Ende 1933, ehe die Reichspressekammer die Werbung für Zeitungen auf ein normales Maß zurückschrauben konnte; sie musste dazu die Hilfe von Heß, Führer-Stellvertreter der NSDAP, in Anspruch nehmen, der am 10.1.1934 allen Parteistellen eine Zwangswerbung jeder Art für Blätter der NSDAP verbot.[83]

Die [katholische] Presse war mit den kirchlichen wie mit den staatlichen, mit den religiösen wie mit den politischen Interessen des deutschen Katholizismus eng verbunden.[84] Die katholischen Zeitungen waren darum in einer vergleichsweise komfortablen Situation, denn  sie konnten über den Klerus auf katholische Leser einwirken. Tatsächlich warben die Bischöfe tatkräftig für ihre katholischen Zeitungen. Den Werbefeldzug begann aber Oberpräsident R. Gronowski, als er der katholischen Presse bescheinigte, für das katholische Volk … notwendig [zu sein] wie das tägliche Brot. Die katholischen Zeitungen und Organisationen sind unentbehrliche Waffen im Kampfe für die Geltung der katholischen Kirche im öffentlichen Leben.[85] Vielleicht hatte Gronowski noch eine gewisse auch politische Eigenständigkeit der katholischen Tageszeitungen im Sinn. Anfang Mai 1933 aber noch darauf zu setzen, daran aktiv mitarbeiten zu können, dass die nationale Bewegung in innigster Verbindung mit den religiösen Kräften bleibe, war sicher höchst selbstsuggestiv, zumal bedacht werden musste, dass Adolf Hitler … sich positiv zu einer inneren Verbindung von Kirche und Staat bekannt [hat], aber in diesen Bereichen[86] … Zwangsläufigkeiten leicht stärker [sind] als ein noch so ehrlicher und tatkräftiger Wille führender Persönlichkeiten. Daraus folgte, dass die deutschen Katholiken … ihr Geistesgut und ihre Eigenart nur in einer starken katholischen Presse würden bewahren können, die durch Abonnieren zu unterstützen, ganze katholische Menschen zu sein bedeute. Mit seinem Eintreten für die katholische Presse verband Muckermann die Vorstellung, dass diese zwar aus dem ehrlichen Willen heraus, die katholischen Kräfte der neuen Bewegung zur Verfügung zu stellen antreten würde, gleichzeitig aber auch aus heiliger Verpflichtung sich einzusetzen für die volle soziale, wirtschaftliche und politische Gleichberechtigung der katholisch Minderheit in Deutschland. Keine katholische Familie ohne katholische Zeitung, fand auch die Katholische Aktion,[87] die die Laien stärker an die Kirchenhierarchie binden wollte. Auch sie fand, die Presse ist entscheidend. Aber sie beabsichtigte weniger eine Außenwirkung, sondern wollte vielmehr unbedingt das Mittel der katholischen Presse gebrauchen, um an unsere Katholiken heranzukommen.[88] Der Erzbischof von Bamberg warb zeitgleich für die Inpflichtnahme der katholischen Presse durch die Kirche und wies ihr eine doppelte Aufgabe zu, nämlich einerseits die nationale Regierung … aufrichtig und nachdrücklich zu unterstützen, andererseits aber auch den katholischen Geist in die Seelen ihrer Leser zu leiten. So wäre die katholische Presse … ein unentbehrliches und unersetzliches Mittel zeitgemäßer Seelsorge. Nach dieser bischöflichen Einschätzung war es für alle Katholiken … heilige Pflicht …, den Fortbestand der katholischen Tagesblätter und ihre gedeihliche Weiterentwicklung sicherzustellen.[89] Darum erwartete der Bischof von Trier, Bornewasser, von seinen Diözesanen, die wirtschaftliche Sicherung der [katholischen] Tagespresse nach Kräften zu fördern: In jedes katholische Haus gehört auch eine katholische Zeitung und zusätzlich durch Anzeigen und Werbung bei Freunden und Bekannten. Geradezu erleichtert zeigte sich der Bischof von der Tatsache, dass die katholische Presse jetzt unbelastet von politischen Tagesmeinungen, zu der sie durch die [früheren] Verhältnisse gezwungen worden war, im Lichte der Ewigkeit würde schreiben können, jetzt, nachdem die politischen Parteien auf ihre Eigenexistenz verzichtet haben.[90] Der Wegfall der zentrums-politischen Berichte und Kommentare konnte ja durch Film-Berichterstattung kompensiert werden.[91]

Hitler sah das etwas anders und verordnete der Presse die Aufgabe der Wiederherstellung einer einheitlichen geistigen Willensbildung der Nation.[92]

Am 7.7. stattete die BVZ dem Zentrum den letzten Dank ab.[93] Das Zentrum ist nicht mehr! Es hatte am Vortage Platz gemacht einer Regierung, von der die Einhaltung christlicher Grundsätze durch feierliches Wort und mutige Tat verbürgt worden ist.[94] Gleichzeitig versprach die BVZ, in ihrer politischen Einstellung offen und rückhaltlos für das Wachstum und die Vollendung des neuen Staates einzutreten.[95] Das hier etwas holprige Bekenntnis zum Nazi-Staat lasen die BVZ-Bezieher in Kommentaren oft besser. Schon am 18.6. [konnte und durfte es] keinem Zweifel unterliegen, dass der Katholik im Gewissen verpflichtet ist, dem rechtmäßig über ihn herrschenden Staate zu geben, was des Staates ist, wie er Gott zu geben hat, was Gottes ist. Wenig später war es die Sendung der Katholiken“, dem neuen Staat … jederzeit tatkräftige Mitarbeiter für all die großen nationalen Aufgaben zu sein, denn Kraft ihrer religiös-ethischen Haltung stehen die Katholiken in der nationalen Front. [96] Gleichzeitig mit dem mit doppeltem Balken markierten Hinweis, Boykottmaßnahmen gegen bürgerliche Zeitungen untersagt, untersuchte ein anonymer Kommentator das Verhältnis von Religion und Volkstum. Er kam zu der Feststellung, dass seit des Sprachwunders des ersten Pfingstfestes bis zur gegenwärtigen Zeitenwende, … deutsches Volkstum und religiöses Leben … seit Jahrhunderten auf das innigste miteinander verwachsen seien. Und nach Jahren und Jahrzehnten …einer materialistischen und christentumfeindlichen Weltanschauung … [durften] wir deutschen Katholiken uns freuen … unseres echten und gesunden Volkstums, … [das] bekämpfen will und beseitigen will alle Parasiten, die am Lebensmark dieses Volkstums fressen.[97] Einen Zugang über den Idealismus und Heroismus zum neuen Staat versuchte die BVZ am 30.7.1933, indem sie darauf verwies, dass Idealismus und Heroismus geradezu typisch für Katholiken seien und dass gerade das neue Deutschland davon viel brauche.[98]

Nach der Ratifizierung des Konkordats[99] wurde der Freundschaftsbund zwischen Kirche und Staat mit einem feierlichen Dankgottesdienst zelebriert, bei dem SA-Männer erstmals ihre Fahnen in die Kirche trugen. In allen katholischen Kirchen des deutschen Reiches wurde im Anschluss an den Hauptgottesdienst an Sonn- und Feiertagen für das Wohlergehen des Deutschen Reiches und Volkes gebetet; und der Allmächtige … [lässt] ein glaubensstarkes und getreues Volk nicht im Stiche.[100] Auch die Zehn Gebote wurden mit neuem Gewande umgeben. Jetzt verlangte das vierte: Du bist als Katholik im Gewissen verpflichtet, dem Staat ganz zu dienen; und das sechste verordnete, regelmäßig und genau Deine katholische Zeitung zu lesen, die Dich von hoher weltanschaulicher Warte über Deine staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten und die großen Zeitfragen unterrichtet und belehrt.[101]

Zeitungszusammenbrüche waren kurz darauf der Anlass, über die praktischen Wirkungsmöglichkeiten für den katholischen Volksteil nachzudenken und ein bedenkliches Maß von Interessenlosigkeit und Unkenntnis eines großen Teils der katholischen Bevölkerung dafür verantwortlich zu machen mit der Aufforderung, die katholischen Zeitungen mehr als bisher zu unterstützen, etwa durch eigene Zeitungsbeiträge.[102] In einem solchen Beitrag hatte der Bottroper Kaplan Pardun, geistlicher Führer der katholischen Jugend Bottrops und Religionslehrer, erklärt, im neuen Reich das im Gebete des Herrn verlangte Reich Gottes zu erkennen.[103] Noch 1935, während Bischof v. Galen die katholische Jugend Bottrops besuchte, erflehte Pardun unter den Augen des Bischofs stellvertretend für die Jugend den Segen Gottes für das Werk des Führers und seiner Berater.[104] Im Dezember erschien in der BVZ ein Kommentar zum anstehenden Advent, der ohne jeden Hinweis auf die Nähe katholischer Auffassungen zum Nazistaat auskam.[105] Im gänzlich unverfänglichen, rein religiösen Teil der Zeitung fanden sich dagegen die Empfindungen eines besonders sensiblen Zeitgenossen wiedergegeben: Wer aber das Gefühl hat für die geistigen Spannungen, die in der Luft liegen, der spürt gar deutlich das Erwachen eines neuen gottwärts gerichteten Zeitalters.[106]

Sollten die Bischöfe an das Konkordat die Hoffnung geknüpft haben, die Situation der katholischen Presse im Dritten Reich zu verbessern, sahen sie sich schon bald getäuscht. Bertram, der sich mächtig für das neue Deutschland eingesetzt hatte, musste erkennen, dass eine Fülle von Aufgaben noch ungelöst waren, zu denen auch die unentbehrliche Bewegungsfreiheit der Presse gehörte. Er dürfte inzwischen auch eingesehen haben, dass die Entlastung der Presse von politischen Tagesmeinungen keineswegs zu einer Konzentration auf Themen im Lichte der Ewigkeit geführt hatte. Die total gelenkten politisch-gesellschaftlichen  Meldungen und die religiös-katholischen Texte der katholischen Presse ließen sich eben nicht durch ein Bischofswort voneinander trennen – und das umso weniger, als die aufrichtige und nachdrückliche Unterstützung der nationalen Regierung durch die katholische Presse ausdrückliches Bischofsgeheiß war. Das Eine gab es nicht ohne das Andere. Die Bischöfe mussten sich wegen ihrer uneingeschränkten Unterstützung der katholischen Presse für die ganze Zeitung und nicht nur für ausgewählte Teile Verantwortung zumessen lassen; am 10.6.1933 wussten sie das noch, als sie mit den Tagesbotschaften den katholischen Geist in die Seelen ihrer Leser zu leiten gedachten.[107] Tatsächlich leiteten die katholischen Zeitungen, leitete die BVZ, mit dem katholischen Geist auch den nationalsozialistischen in die Seelen ihrer Leser. Auch deshalb sorgte sich Bertram schon 1933 nicht ohne Grund um die Beurteilung der kirchlichen Verhältnisse durch die Geschichte.[108]

1934 wollten die Bischöfe die Katholiken warnen vor solchen Artikeln in diesen [= katholischen] Zeitungen, die der kirchlichen Lehre widersprechen, die aber infolge äußeren Drucks von der Schriftleitung nicht abgelehnt werden können. Für diese Artikel haben die betreffenden Zeitungen kein Recht, als katholische Zeitungen angesehen zu werden. [109] Mit dem Hirtenbrief vom Juni machten die Bischöfe ihren Vorsatz wahr und bestätigten, dass unsere katholische Presse nicht mehr die Freiheit [hat], die großen Fragen der Zeit im Lichte der katholischen Glaubens- und Sittenlehre freimütig zu behandeln und die Angriffe auf Christentum und Kirche abzuwehren.[110] Die BVZ druckte den Hirtenbrief nicht,  auch nicht die folgenden. Stattdessen lasen ihre Leser, dass der neue Bischof von Hildesheim, Machens, vom preußischen Kultusminister Klemm unterwiesen wurde, dass die Macht des nationalsozialistischen Staates … vor allem … auf dem Bewusstsein der Blutsverwandtschaft [ruht], … ohne Unterschied der Bekenntnisse. Kurz nach den als Röhm-Putsch getarnten staatlich legitimierten öffentlichen Morden, an denen Hitler sogar persönlich mitwirkte, forderten die Bischöfe von Speyer und Osnabrück ihre Gläubigen auf, Hitler am 19.8.34 auch zum Reichspräsidenten zu wählen; Bittgottesdienste sollten seine Wahl befördern.[111] Die Bischöfe kamen in der BVZ nur noch sehr selektiv in zu Wort.

Am 1.9.1935 ließen die deutschen Bischöfe von den Kanzeln einen Hirtenbrief verlesen, der die Freiheit der Presse … so weit eingeschränkt sah, dass die früher katholischen Zeitungen religiöse Artikel nicht mehr bringen dürfen und zuweilen zur Aufnahme von Artikeln gezwungen werden, die den katholischen Leser verletzen.[112] In der BVZ suchten die Leser diesen Hirtenbrief vergeblich. Stattdessen lasen sie, dass Goebbels eine konfessionelle Presse für überflüssig hielt.[113] Anfang 1936 galt das Schriftleitergesetz auch für die Diözesan-, Pfarrei- und Dekanatsblätter.[114]

2.3. Die politischen, neutralen und katholischen Beiträge.

Die BVZ war 1933 eine Familienzeitung mit entsprechenden Seiten und unterschiedlichem Umfang, der ein politischer Teil und eine Bottroper Stadt-Chronik vorausgeschickt wurden. Die allgemein-politischen Beiträge erstreckten sich immer über die ersten beiden Seiten des Blattes; gelegentlich benötigten sie auch noch die dritte Seite: Hier wurden die Artikel gedruckt, die von den verschiedenen Presseagenturen kamen. Danach kam das städtische Geschehen auf bis zu drei Seiten unter, je nachdem wie umfangreich der lokale Sport und die Filmkritiken ausfielen. Die rein katholischen Themen fanden in der BVZ großen Raum.

Montags, aber auch während der Woche, gab es die überregionale Sportschau, die gerne Berichte der DJK[115] brachte – auch im Bottroper Sport. Nachrichten aus Westdeutschland füllten am Wochenende samstags und sonntags eine Seite. Der Familienfreund, später im Jahr 1933 Das bunte Leben, brachte täglich einen Fortsetzungsroman. Und an jedem zweiten Sonntag las die katholische Jugendgemeinde Bottrop unter der Riesen-Überschrift Katholische Jugend marschiert/Katholische Jugend“, was Erbauliches, Katholisches oder Zeitgemäßes von der und für die Jugend zu berichten war. Auf diese Seite verirrte sich auch schon mal der Beitrag eines Gauleiters, der über Volk und Nation“ als Gemeingut aller Deutschen philosophieren durfte.[116] Mehrmals bestritten diese Seite Kaplan Pardun, der die Jugendgemeinde mit dem neuen Geist anfreunden, und sein Widerpart Kaplan Bernhard Borgs, der die Bottroper Jugend zu guten Katholiken  erziehen wollte und dabei einen Bezug zu den Nazis ablehnte. Sonntags gab’s auch die Seite Für unsere jungen Freunde und eine Seite Freude und Humor. Vor allem am Wochenende druckte die BVZ Unsere Bilder vom Tage, die ab 1933 natürlich oft Nazi-Motive trugen; die Zeitung vermied aber katholische und Nazi-Bezüge im gleichen Bild. Es gab auch oft gemischte Seiten, die sich nicht zu einer der hier angezeigten Kategorien zuordnen ließen; natürlich druckte die BVZ auch immer Werbe-Seiten. Zu besonderen Festtagen, Weihnachten, Ostern und Pfingsten, wurde die Zeitung von katholischen Beiträgen zu diesen Festen beherrscht. Alle Texte, die das vom Thema her zuließen, hatten 1933 deutlich katholische Ambitionen.

1934 änderte sich das Gesamtbild der Zeitung drastisch. Das Bunte Leben informierte über Wissenswertes, Belangloses aber auch über die Rasse in der Musik,[117] und stellte die Frage, ob Mendelssohn deutsche Musik gemacht habe.[118] Überhaupt war die Kultur eine Angelegenheit der Rasse.[119] Kaplan Pardun spannte den Bogen von den Grundlagen der Kirche Christi, nämlich Führung und Gefolgschaft, bis zur Gefolgschaft in den anderen gottgewollten Ordnungen, in der Gemeinschaft der Familie, des Volkes und des Staates.[120] Die katholischen Themen in der BVZ waren bestenfalls unpolitisch; sehr viele aber verpflichteten die katholischen Leser geradezu zu der Haltung, den Hitler-Staat als gottgefällig aufzufassen; sie stabilisierte also den Nazi-Staat mit einem besonders perfiden, weil für einen Katholiken kaum abzulehnenden Postulat.

In der Bottroper Stadt-Chronik waren nun HJ und NSDAP in der Aufmachung wie in der Häufigkeit mindestens so präsent wie die katholischen Vereine. So erfuhren die Leser, was die Schulungsteilnehmer von NSDAP-Schulungsabenden sich anhörten. Als Gegengewicht gegen die vierzehntägige Seite Katholische Jugend konnte die HJ alle zwei Wochen die Seite Die Jugend voran der Sonntagsausgabe gestalten. Für unsere kleinen Freunde berichtete gelegentlich ein Jungvolkpimpf. Eine Sternstunde aber bereitete der Katholischen Jugend ein Text, mit B. signiert, der auf den Kriegsbeginn vor zwanzig Jahren zurück blickte mit bewegenden Worten, die in der Erkenntnis endeten: Sieger ist nur der Tod[121]  – ein Text, der sich sowohl gegen den falschen Heroismus der NS-Ideologie wandte als auch gegen die ausufernde katholische Verherrlichung der Selbstaufopferung. 1935 schrieb „B. B.“ gleichzeitig gegen den katholischen Mainstream in der BVZ, der keine Bezüge mehr zwischen Religion und Leben aufdeckte, und gegen die Nazi-Ideologie an, als er das Individuum gegen die Vereinnahmung durch die Gemeinschaft verteidigte.[122]

Ab 1935 spielten katholische Texte in der BVZ keine Rolle mehr. Von bischöflichen Hirtenbriefen erfuhren die Leser nur, wenn sich Nazigrößen an ihnen rieben.[123] Die vierzehntägige Seite Katholische Jugend verschwand einfach. Die großen katholischen Feste wurden, anders als in den Jahren zuvor, überwiegend von der ersten Seite verbannt. Lokale katholische Feiern fanden kaum noch statt. 1000 Nächtliche Beter auf ihrer Wallfahrt[124] bekamen gerade mal eine Spalte am Rande des Bottroper Teils. Christi Himmelfahrt wurde noch erwähnt, weil an dem Tag 1500 Bottroper Kinder ihre Feierliche Erstkommunion (30.5.) begingen. Fronleichnam viel buchstäblich ins Wasser.[125] Pfingsten fand in der Natur statt; in einem dreispaltigen Beitrag in der Bottroper Stadt-Chronik erinnerten ganze fünf Zeilen an den christlichen Hintergrund des Festes.[126] Und Weihnachten in volksgemeinschaftlicher Liebe (19.12.) war die gewaltige WHW-Gemeinschaftsaktion, bei der die Kirchen nicht mehr vorkamen. Es wurde Volksweihnachten in Deutschland (23.12.) gefeiert, bei dem die Weihnachtsansprache des Reichsministers Dr. Goebbels zu hören war; so wurde aus dem christlichen ein deutsches Fest. Die erste Seite der BVZ stand am 24.12. unter dem Motto Friede den Menschen auf Erden!. Das Fest des Friedens, dessen frohe Botschaft … aus himmlischen Höhen kam und dem Hochfest der Christenheit seine Signatur gegeben hatte, war der ganze Zeitungsverweis auf den religiösen Sinn – unterstützt von einem Bild der Heiligen Familie. Danach lenkte der Schreiber auf den politischen Frieden über und beschrieb auf dem Rest der Seite, dass die Welt tagaus tagein von Krieg und internationalen Spannungen“ sprach, dass aber „die Außenpolitik des Dritten Reiches auf einen durchaus friedfertigen Kurs gerichtet ist;[127] dass der innere Frieden aber noch nicht ganz erreicht sei: Der Nationalsozialismus hat [zwar] gesiegt, hat triumphiert, hat die Macht fest in den Händen, hat das deutsche Volk fest in seinen Bann gezogen, hat sein politisches Denken und Wollen weitgehend umgestaltet, hat ein wirklich neues Deutschland geschaffen. Aber der Prozess ist noch nicht zu Ende.

Eine deutliche Ausnahme machte die Berichterstattung über den Bischof-Besuch anlässlich der Firmung in Bottrop. In dessen Windschatten durften noch mal katholische Vereine sich und ihre Arbeit vorstellen. Galen kam am 12.5.; die BVZ wies am 20.4. und 12.5. auf die Freudentage für die Bottroper Bevölkerung hin. 3000 Jungkatholiken wollten vom Bischof gefirmt werden, dem auf der Anreise zahlreiche Reiter und Radfahrer das Ehrengeleit vom Forsthaus Specht aus gaben. Die gesamte katholische Geistlichkeit wartete auf die echte Westfalengestalt, die dann den Zuhörern treueste Pflichterfüllung … gegenüber Gott und den Menschen, Kirche und Vaterland bescheinigte. Später empfing der Bischof den weltlichen Leiter der Stadt, den frischgebackenen Bottroper Oberbürgermeister Graf von Stosch. Dessen Antrittsbesuch erwiderte der Bischof artig im Rathaus. Am Mittwoch war Der Bischof bei der katholischen Jugend (17.5); am Donnerstag bestand Der Höhepunkt der Bischofswoche im Bischofsbesuch bei den 2000 katholischen Männern und in allen Bottroper Pfarren. Vor den Männern bedankte sich Galen bei den Priestern, den Lehrern und Lehrerinnen und den Eltern … für  … die Gläubigkeit in Kirchen und Schulen; er bedankte sich bei den Vereinen, die in jenen Zeiten des Zerfalls, des drohenden Kommunismus, der Auflehnung gegen jede Obrigkeit, Bollwerke der Ordnung, Zellen der Erhaltung der religiösen Lebens und Staates gewesen waren. Ihren erzwungenen Rückzug aus der Gesellschaft begrüßte er als Pflege religiösen Erbgutes. So konnte der Oberbürgermeister dem Regierungspräsidenten[128] den Löwen von Münster als handzahm beschreiben.

Eine zweite Ausnahme war ein kurzer Bericht über eine Kirchliche Feierstunde der Bottroper Jungkatholiken (20.10.), in dem das Königtum Christi, … jenes herrliche, unbesiegbare Königtum, das da herrscht und lebt bis zu den Grenzen der Erde besungen und von der katholischen Jugend beschworen wurde.[129] Wenn aber sonst Gott zur Ehr’ in der Bottroper Stadt-Chronik zu lesen war,[130] dann galt der Artikel der Freiwilligen Feuerwehr; und Gott mit uns war das Motto auf dem Koppelschloss der neuen Wehrmacht.[131] Das 25jährige Bischofsjubiläum Faulhabers fand auf ganzen 11 Zeilen statt.[132]

Abschluss.

Die BVZ versuchte ihre katholische Bindung so lange zu zeigen, wie sie das ohne größere Widerstände zu provozieren konnte. Auch zu dieser Zeit war sie im politischen Teil aber völlig gleichgeschaltet. Dennoch wird sich der heutige Leser der damaligen Zeitungen verwundert die Augen wischen, wenn die BVZ am 29.11.1934 aus einer Unterhausdebatte meldete, dass die britische Regierung feststellte, dass als natürliches Ergebnis einer fast zweijährigen Herrschaft dieses [= Nazi-] Regimes in Mitteleuropa … sich ein Zustand nervöser Besorgnis ergeben [hat], der sich von einem Land nach dem anderen ausbreitet und ein böses Vorzeichen für den Frieden Europas darstellt.[133] Die Tatsache aber, dass das DNB den Leitartikel geschrieben hatte, verbietet jeden Gedanken an Resistenz oder Zwischen-den-Zeilen-Schreiben der Zeitung. Der Artikel meinte natürlich, mit diesem Zitat die Verlogenheit der britischen Aufrüstung demaskieren zu können. Dass die Leser ebenso dachten, glaubten die Propagandaexperten durch ständiges Wiederholen von Stichworten, Themen, Anklagen und Hetze-Vorwürfen erreichen zu können. Tatsächlich erschließt sich die Bedeutung der BVZ für die Nazis und ihren Anspruch auf das Monopol der Meinungsbildung einerseits und die Zeitungsleser anderseits erst in vollem Umfange, wenn man bedenkt, dass es kein wichtiges Ereignis, keine bedeutsame Entwicklung gab, die nicht von einer umfangreichen Pressekampagne vor– oder nachbereitet wurde. Das gilt für den Kampf gegen die Demokratie wie gegen die Sozialisten, gegen die Juden wie gegen die katholische Kirche; und auch den Krieg hat die Zeitung in den Köpfen und im Empfinden der Bevölkerung zielstrebig vorbereitet. Die Presse im Nationalsozialismus wölbte über die Wirklichkeit eine Zeitungsrealität, zu der auch gelegentliche Abstecher in die – natürlich völlig irrigen – Ansichten der Gegner gehörten.

Literaturliste

Altmeyer, Karl Aloys: Die katholische Presse unter NS-Diktatur, Berlin 1962.

Aretz, Jürgen:             Katholische Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus, Mainz 1982.

Bucksteeg, Josef:        Unter der Hakenkreuzfahne, Stadt Bottrop, Stadtarchiv 2003.

Fischer, Peter:            Die deutsche Publizistik als Faktor der deutsch-polnischen Beziehungen

1919-1939, Wiesbaden 1991.

Frei, Norbert:              Der Führerstaat, dtv 2001.

Frei, Norbert:              Nationalsozialistische Eroberung der Provinzpresse, dva 1980.

Frei, Norbert / Schmitz, Johannes: Journalismus im Dritten Reich, München 2011.

Hagemann, Walter:    Publizistik im Dritten Reich, Hamburg 1948.

Hale, Oron J.:             Presse in der Zwangsjacke 1933-1945, Droste 1965;

Kershaw, Ian:             Hitler 1889-1936 und 1936-1945, dtv 2002.

Löffler, Peter (Bearb.): Bischof Clemens August Graf von Galen Akten, Briefe und Predigten 1933-1946, Schöningh, Bd. 1, 1996.

Pürer, Heinz / Raabe, Johannes: Medien in Deutschland, Band 1 Presse, München 1994.

Stasiewski, Bernhard: Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1933-1945; Bd. 1, 1933-34, Mainz 1968; Bd. 2, 1934-1935 Mainz 1976; Bd. 3, 1935-36.

Volk, Ludwig:            Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1933-1945, Bd. 4, 1936-1939, Mainz 1981;

Wilke, Jürgen:            Presseanweisungen im zwanzigsten Jahrhundert, Böhlau Verlag 2007.

Wolf, Hubert:             Clemens August Graf von Galen. Gehorsam und Gewissen, Herder

2006.

Wulf, Joseph:             Presse und Funk im Dritten Reich – eine Dokumentation, Ullstein

1983.

Zeitungen

Bottroper Volkszeitung (BVZ)/Westfälischer Beobachter 1933 – 1940.

Bottroper Anzeiger/Generalanzeiger (BA) 1933-1934.

Stadtarchiv

O1, Nr. 3, Akten des Oberbürgermeisters: Brief vom 22.5.1935 an den Regierungspräsidenten Münster.

Erstveröffentlichung im Vestischen Kalender 85(2014); S. 106 – 124.


[1] RGBl. I, Nr. 111; S. 713. Das Schriftleitergesetz wurde am 7.10. im Reichsgesetzblatt veröffentlicht und trat   Januar 1934 in Kraft. Es galt zunächst nicht für kirchliche Zeitungen und Zeitschriften.

[2]  BVZ vom 31.1.1933: Frick über die neue Politik. Am 14.2. sagte Hitler Ähnliches vor der NSDAP-Presse in Berlin (BA vom 15.2.1933: Hitler vor der NSDAP-Presse).

[3] Diese Verbote gingen noch auf eine Verordnung des RPr. [= Reichspräsidenten] zur Erhaltung des inneren Friedens vom 19.12.1932“ zurück. 

[4]  BVZ vom 4.2.1933: Erklärungen Hitlers.

[5]  BA vom 8.3.1933: Maßnahmen gegen tendenziöse Auslandsberichterstatter.

[6]  BA vom 15.6.1933: 254 ausländische Zeitungen in Deutschland verboten.

[7]  BVZ vom 6.2.1933: Beschränkung der Versammlungs- und Pressefreiheit

[8] Notverordnung des RPr. [= Reichspräsidenten] zum Schutze des deutschen Volkes, vom 4. Februar 1933 (RGBl. I. 35).

[9]  BA vom 24.2.1933: Goering wünscht scharfe Anwendung der Pressenotverordnung und verlangte von den Oberpräsidenten Preußens, dass die Polizeibehörden … der Beobachtung der Presse mit Schärfe und Unnachsichtigkeit nachgehen werden, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Mitte des Jahres übernahm die NSDAP selbst diese Aufgabe.

[10]  BVZ vom 21.2.1933: Erlass Görings an die Polizei

[11] Frei, Norbert/Schmitz, Johannes: Journalismus im Dritten Reich, Beck 2011; S. 16. 

[12]  BA vom 16.2.1933: Der ‚Vorwärts’ auf 8 Tage verboten.

[13]  BA vom 16.2.1933: ’Rheinische Zeitung’ verboten.

[14]  BVZ vom 17.2.1933: Aufruf kath. Volksverbände.

[15] BVZ vom 20.2.1933: Massenzeitungsverbot und seine Aufhebung

[16] Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat. Vom 28. Februar 1933.

[17]  In der ersten Hälfte des März übernahm das Reich die Reichsexekutive in allen Ländern des Reichs.

[18] BVZ vom 1.3.1933: Verordnung gegen Verrat

[19] BA vom 9.5.1933: Vollzug der Todesstrafe.

[20] BA vom 1.3.1933: Scharfes Vorgehen gegen die Kommunisten.

[21] BA vom 15.3.1933: Das Verbot der SPD-Presse um 14 Tage verlängert.

[22] BA vom 10.3.1933: Verlagsinhaber erschossen.

[23] BA vom 21.4.1933: SA besetzt eine Druckerei und BA vom 22.4.1933: Dortmunder General-Anzeiger unter nationalsozialistischer Leitung. Der Redakteur Westhoff wurde in Schutzhaft genommen. Am 25.4. meldete die BVZ, ’Dortmunder Generalanzeiger’ endgültig im Besitz der NSDAP. Damit bekamen die Nazis gleichzeitig mit einer gewaltigen Auflage auch die modernste Druckerei Deutschlands.

[24] Balbo füllte Anfang Juli die deutschen Zeitungen, weil er mit einer Staffel von 24 Flugzeugen von Rom nach New York und Chicago flog; er war zudem Mussolinis Luftmarschall.

[25]  BA vom 18.7.1933: Der Grund für das Verbot der ‚Deutschen Zeitung’. (BA vom 2.7.: Balbo mit seinem Geschwader gestartet.)  KZ = Konzentrationslager.

[26] Wilke, Jürgen: Presseanweisungen im zwanzigsten Jahrhundert, Böhlau Verlag 2007; S. 115 -255.

[27] BVZ vom 16.3.1933: Propaganda der Regierung.

[28] BA vom 16.3.1933: Reichsregierung und Presse.

[29] BVZ vom 31.3.1933: Vertreter des Vereins Deutscher Zeitungsverleger bei Reichsminister Goebbels.

[30]  BA vom 1.4.1933: Umbau der journalistischen Standesorganisation.

[31] BVZ vom 8.5.1933: Gleichschaltung im Landesverband der rhein.-westf.  Presse.

[32] BVZ vom 20.2.1934: Tagung der deutschen Zeitungsverleger.

[33] Die Reichspressekammer war die Oberste Instanz im NS-Presse-Unterdrückungsapparat. Sie vereinigte den Verband deutscher Zeitungsverleger (VDZV), Ende 1933 Reichsverband der deutschen Zeitungsverleger (RVDZV), den Reichsverband der deutschen Presse (RDP) und andere Verbände, Fachgruppen und Fachschaften, z. B. Korrespondenz und Nachrichtenbüros. Sie führte eine Berufsliste der Journalisten; nur wer in dieser Liste verzeichnet war, konnte als Journalist arbeiten. Wer nicht die für die Ausübung [seiner] Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung besaß, wurde ausgeschlossen und damit brotlos. Die deutschen Zeitungsverleger mussten den Voraussetzungen als Gestalter nationalsozialistischer Gesinnungspresse genügen. Wer diese Voraussetzung nicht erfüllte, konnte entschädigungslos enteignet werden. Max Amann, der Präsident der Reichspressekammer, und Rolf Rienhard, stellvertretender Leiter des RVDZV, nutzten ihre gesetzlichen Möglichkeiten erbarmungslos aus und machten daraus nicht nur das Instrument, alle unliebsamen Journalisten mundtot zu machen, sondern nutzten sie auch als ein Mittel uneingeschränkter Enteignung und Beraubung.  (Hale, Oron J.: …; S. 97-100.) Eingegliedert war die Reichspressekammer in die Reichskulturkammer, in der alle Angehörigen der Tätigkeitszweige, die mit Volksaufklärung und Propaganda zu tun hatten, als Körperschaften des öffentlichen Rechts, Kammern, zusammengefasst wurden. (Reichskulturkammergesetz vom 22.9.1933.).

[34] Habemann, Walter: Publizistik im Dritten Reich, Hamburg 1948; S. 316 – 328. Auf der Pressekonferenz bekamen ausgewählte Schriftleiter Instruktionen über Themen, Umfang, Zeitpunkt bis hin zur Wortwahl der Veröffentlichungen in ihren Zeitungen. Nichts stand zufällig in den Zeitungen; selbst die gelegentlichen Wiedergaben kritischer Meinungen des Auslandes verfolgten bestimmte Absichten.

[35] BVZ vom 12.7.1933: Landesstellen für Volksaufklärung und Propaganda und ihre Leiter.

[36]  BVZ vom 23.8.1933: Die Presse im neuen Deutschland. Das Blatt gab den stellvertretenden Leiter des Presseamtes Groß-Berlin der NSDAP, Jaenicke, wieder.

[37] BVZ vom 20.2.1934: Der Umgang mit der Presse – Eine vorbildliche Anordnung.  Die NSBO war die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation, die maßgeblich daran beteiligt war, die Betriebe für die Nationalsozialisten zu erobern. In Bottrop setzte sie schon vor dem 2. Mai 1933 die Betriebsräte in Verwaltung und großen Betrieben ab und übernahm selbst die Vertretung der Belegschaften. In den Richtlinien für Bayern, die hier die BVZ verbreitete, wurden die Amtswalter angeregt, die Einsendungen an die Tageszeitungen so kurz zu halten, dass für den freien Journalisten ein möglichst weites Feld zur Betätigung bleibe.

[38] Als Internetressource: http://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?apm=0&aid=dra&datum=19330004&seite= 00000713&zoom=2. (ALEX ist ein Service der „Österreicheischen Nationalbibliothek.)

[39]  BVZ vom 6.10.1933: Der Schriftleiter im neuen Staat.

[40] BVZ vom 22.10.1933: Nicht Parteisache, sondern Sache des ganzen Volkes. Im Übrigen hatte es Meinungsfreiheit nie gegeben: Die Freiheit der Meinung war immer das Vorrecht weniger. Wir haben für die Presse … eingeführt, … dass jeder das, was er tut und lässt, zu verantworten hat.

[41] BVZ vom 3.1.1934: Der Führer an die Partei.

[42] BVZ vom 2.1.1934: Das WTB nimmt Abschied; das DNB stellt sich vor.

[43] BVZ vom 28.4.1934: Soldatentum der Presse

[44] BVZ vom 9./10.5.1934: Handhabung der Pressepolitik. Goebbels versuchte so die Einförmigkeit der Presse etwas aufzulockern; ihre Freiräume zu nutzen, war aber das Risiko der Journalisten und Zeitungen.

[45] BVZ vom 11.7.1934: Der 30. Juni im Spiegel des Auslandes. Goebbels demaskiert in einer Rundfunkrede die internationale Weltpresse [, die] geradezu in einen Taumel böswilliger Verhetzung und hysterischer Verleumdung hineingeraten [ist].  

[46] BVZ vom 3.7.1934: Dr. Goebbels dankt der deutschen Presse für die BVZ vom 2., 3., 10., 11., 14.7.

[47] Hale, Oron J.: …; S. 153-157. Die drei Amann-Anordnungen stammten vom April 1935.

[48] Hale, Oron J.: …; S. 177.

[49] Stasiewski, Bernhard: Akten …, Bd. 2; S. 172-176 (Nr. 214 vom 5.5.1935: Bertram an Hitler, Fricke und Goebbels).

[50] Stasiewski, Bernhard: Akten …, Bd. 2; S.172-173 (Nr. 214 vom 5. 5.1935).

[51] Hale, Oron J.: …; S. 186-194.

[52] BVZ vom 5.7.1933: Kommunale Propagandastellen.

[53] BVZ vom 2.9.1933: Erste Pressebesprechung bei Oberbürgermeister Irrgang.

[54] BVZ vom 1.2.1934: Mitarbeit von Presse, Berufsstände und Gemeinderat am Etat.

[55] Guernica, ein kleines baskisches Dorf, wurde am 26.4.1937 von der deutschen Legion Condor systematisch zerbombt. Die offiziell gar nicht existierende Nazi-Truppe hatte die Taktik des Flächenbombardements geprobt.

[56] BVZ vom 14.5.1937: Tagesfragen der deutschen Presse.

[57] BVZ vom 2.12.1935: Die Presse und ihre Verpflichtung. Goebbels vor dem Reichspressetag;

BVZ vom 31.1.1937: Die große Reichstagsrede des Führers (3. Seite: Sinn der Gemeinschaftserziehung“). BVZ vom 2.4.1936: Der Führer und der Reichspropagandaminister danken der deutschen Presse. BVZ vom 18.8.1936: Reichsminister Goebbels dankt der Presse.

[58] BVZ vom 29.6.1940: Eine neue Epoche unserer Heimatzeitung beginnt. Die BVZ wurde jetzt als amtliches Gauorgan der NSDAP mit dem Namen Westfälischer Beobachter weitergeführt.

[59] BA vom 30.4.1933: Der Bottroper Anzeiger amtliches Kreisblatt.

[60] BVZ vom 15.5.1920: Antrag des sozialdemokratischen Vereins um Veröffentlichung von amtlichen Bekanntmachungen gegen Bezahlung im ‚Volksfreund’ – Stadtverordnetenversammlung.

[61] BVZ vom 25.4.1933: Deutschland drängt zum Licht! Goebbels vor der rheinisch -westfälischen Presse.

[62] BA vom 24.4.1933: Die Presse im neuen Deutschland. Reichspressechef Dr. Dietrich der NSDAP vor dem Landesverband Berlin im Reichsverband der deutschen Presse.

[63]  BVZ vom 12.6.1933: Das Wort der Bischöfe; F. Muckermann zitierte und kommentierte den Hirtenbrief der deutschen Bischöfe vom 3.6 (Die Kath. Kirche im neuen Staat (10.6.).).

[64]  Altmeyer, Karl Aloys: Katholische Presse unter NS-Diktatur, Morus-Verlag 1962; S.14, gibt eine besonders hintersinnige Erklärung für den Wunsch nach Enthaltung jeder Parteipolitik: Dadurch sollte nur verhindert werden, katholische Zeitungen … mit nationalsozialistischen Parolen zu füllen.

[65]  BVZ vom 2.7.1933: Katholische Tageszeitung und Kirche – der Erzbischof von Bamberg äußerte sich.

[66] Ludwig Windthorst war einer der Väter des Zentrums.

[67] BVZ vom 7.7.1933: Die ‚Bottroper Volkszeitung’ als Heimatblatt im neuen Reich.

[68] Altmeyer, Karl Aloys: …; S. 9. Das Buch kommt ganz ohne einen Hinweis auf die sofort verbotene, enteignete, zerschlagene sozialistische Presse aus.

[69] Frei, Norbert / Schmitz, Johannes: Journalismus im Dritten Reich, becksche reihe 2011; S. 64-70. Stasiewski, Bernhard: Akten …, Bd. 1; S. 622-624 (Nr. 141 a vom 6. März 1934: Schriftleiter an den deutschen Episkopat).

[70] BA vom 11.5.1933: Das gesamte Vermögen der SPD und des Reichsbanners beschlagnahmt (Der ‚Vorwärts’ enteignet (14.8.).).

[71] BA vom 7.6.1933: An unsere Leser!  beruft sich auf den Verein Deutscher Zeitungsverleger, bekanntlich seit kurzer Zeit unter nationalsozialistischer Führung, der die Methoden mancher Werbekolonnen als gegen die guten Sitten und gegen die gesetzlichen Bestimmungen handelnd verurteilt. Ganz ähnlich die BVZ vom gleichen Tage, die aber noch ihren Charakter als Heimatzeitung herausstellt und den zu jeder Zeit geführten Kampf gegen zersetzende Einflüsse in wahrer nationaler Gesinnung.

[72] BA vom 7.7.1933: Warnung vor falschen Zeitungswerbern.

[73] BA vom 14.7.1933: Nicht bange machen lassen.

[74] Inwieweit wir unter diesen Umständen noch in Zukunft eine katholische Presse haben, ist demnach völlig unklar schrieb das Bischöfliche Generalvikariat Aachen am 12.7.1933 an Kardinal Bertram, und berichtete über unser [verängstigtes] kath. Volk und die massiven Abwerbungen durch NSDAP-Zeitungswerber.

[75] BA vom 16.7.1933: Boykottmaßnahmen gegen bürgerliche Zeitungen untersagt. Zeitgleich in der BVZ; dort auch am 19.7: Die Heimatpresse soll bestehen bleiben, wünschte auch Thüringens Reichsstatthalter Sauckel.

[76] BA vom 16.7.1933: An unsere Leser und Freunde! wandte sich der BA mit der Veröffentlichung einer Erwartung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, der sich auch der Reichsleiter für die Deutsche Presse, Max Amann, vom Herrn Reichskanzler eingesetzt, anschloss, in der  alle Verleger aufgefordert wurden, Verächtlichmachung und Verunglimpfung anderer Zeitungen zu unterlassen und nicht mehr mit geschäftlichem oder beruflichem Boykott, [mit] … wirtschaftlichen Nachteilen, Aufstellung von schwarzen Listen und Anwendung ähnlicher Druckmittel zu drohen.

[77] BA vom 8.7.1933: Hitler schützt die Wirtschaft vor der eigenen Basisbewegung und verlangte den Übergang der Revolution in die Evolution.

[78] BVZ vom 15.8.1933: Sofortige Bestrafung bei Zeitungswerbung unter Androhungen.

[79] Darum gab es auch in der Folgezeit immer wieder Aufrufe in der BA an unsere Leser, z. B. am 27.8.

[80] Generalanzeiger-Presse war der Teil der Presse, der, politisch neutral, sich nur um die Auflage kümmerte und darum möglichst jedem gefallen wollte (Hale, Oron J.: … S. 14-15.).

[81] National Zeitung vom 3.9.1933: Regierung warnt vor den Methoden der Generalanzeiger-Presse

[82] BVZ vom 27.9.1933: Das Verbot sollte vom 27.9. – 1.10. gelten, erlosch aber schon wieder am 30.9.

[83] Hale, Oron J.: …; S. 111, Anmerkung 5.

[84] BVZ vom 6.5.1933: Die Stunde der katholischen Presse. F. Muckermann und die katholische Presse.

[85] BVZ vom 19.3.1933: Nötig wie das tägliche Brot. Gronowski hat sicher nicht zufällig für eine Ähnlichkeit mit der Vater-Unser-Bitte um unser tägliches Brot gesorgt. 

[86] BVZ vom 6.5.1933: Die Stunde der katholischen Presse. Friedrich Muckermann leistete hier – unfreiwillig – dem Mythos Vorschub, dass der Führer von all dem Bösen, das geschah, nichts gewusst habe, obwohl er wohl eher darauf aufmerksam machen wollte, dass man Hitler nicht trauen konnte. 

[87] Die Katholische Aktion war der Versuch, Laien stärker in das Kirchenleben einzubinden – unter Leitung und Aufsicht der Geistlichen.

[88] BVZ vom 2.7.1933: Wille und Weg der Katholischen Aktion.

[89] BVZ vom 2.7.1933: Kath. Tageszeitung und Kirche; Erklärung des Erzbischofs von Bamberg vom 1.7.1933.

[90] BVZ vom 8.8.1933: ’Nach wie vor unentbehrlich’. Ein Hirtenwort über die katholische Presse (27.7.1933).   

[91] BVZ vom 1.9.1933: Film und katholische Presse.

[92] BVZ vom 7.4.1933: Die Aufgabe der Presse im neuen Deutschland

[93] Kein Bischof hat schriftlich oder mündlich ein Wort des Dankes ausgesprochen. (Brüning, Heinrich: Memoiren 1918-1934, dva 1970; S. 673.)

[94] BVZ vom 7.7.1933: Der letzte Dank

[95] BVZ vom 7.7.1933: Die ‚Bottroper Volkszeitung’ als Heimatblatt im neuen Reich.

[96] BVZ vom 9.7.1933: Die Sendung der Katholiken. Der anonyme Kommentar berief sich ausdrücklich auf Weltrundschreiben der Päpste Leo XIII. und Pius XI. und auf den Hirtenbrief vom 3.6. Zum Schluss vermerkte der Kommentar, dass Führer und Gefolgschaft sich als gläubige Christen fühlen und betätigen müssten.

[97] BVZ vom 16.7.1933: Religion und Volkstum eines anonymen Verfassers verfolgte den Sinn, den Nazis zu erklären, dass sie den Glauben der Katholiken in ihrem Staate benötigen.

[98] BVZ vom 30.7.1933: Idealismus und Heroismus: Kommentar eines anonymen Verfassers.

[99] Das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich.

[100] BVZ vom 13.8.1933: Bete und arbeite!

[101] BVZ vom 17.7.1933: Zehn Gebote für den deutschen Katholiken

[102] BVZ vom 23.8.1933: Wir schaffen mit. Die praktischen Tipps zur Unterstützung reichen von a. regelmäßgem und laufendem Abonnement mindestens einer katholischen Zeitung bis hin zu h. unablässiger Werbung … hierzu Berufener (Seelsorger, Vereinsführer und Versammlungsredner).

[103] BVZ vom 30.7.1933: Kathol. Jugend im neuen Staat: Ihr [= unserer Kirche] ist jedes gut geordnete Reich Bild und Abglanz vom Reiche Gottes, nach dem wir im Gebet des Herrn verlangen, wenn wir sprechen: Adveniat regnum Tuum – Zu uns komme dein Reich! Pardun berief sich ausdrücklich bei seiner Auffassung auf die Bischofsworte vom 28.3. und 3.5 und auf das Konkordat.

[104] BVZ vom 17.6.1935: Der Bischof bei der katholischen Jugend. Parduns Chef sagte tags darauf den katholischen Männern, dass wir … als Katholiken [leben], auch in unseren Vereinen, in Ehrfurcht vor Gott und vor der gottgesetzten weltlichen Obrigkeit. (BVZ vom 18.5.1935: Film und katholische Presse.)

[105] BVZ vom 3.12.1933: Adventsgedanken von August Nuss.

[106] BVZ vom 3.12.1933: Deutscher Advent 1933 von Dr. K. Frommhold. 

[107] BVZ vom 10.6.1933: Die kath. Kirche im neuen Staat – Abdruck des Hirtenbriefs des deutschen Episkopats.

[108] BVZ vom 23.10.1933: Kundgebung aus den Tagen meiner Romreise 1933. Einzig aus religiösen Gründen [hat der Episkopat] seine Stimme erhoben.

[109] Stasiewski, Bernhard: Akten …, Bd. 1; S. 676-689 (hier S. 688) (Nr. 155/II vom 5.-7. Juni 1934: Protokoll der Plenarkonferenz des deutschen Episkopates).

[110] Stasiewski, Bernhard: Akten …, Bd. 1; S. 704-715 (Nr. 156 vom 7. Juni 1934: Hirtenbrief des deutschen Episkopates. In der BVZ nicht abgedruckt.

[111] BVZ vom 18.8.1934: Bischof von Speyer zur Volksabstimmung und  BVZ vom 19.8.1934: Bischof Berning in Osnabrück zur Volksabstimmung.

[112] Stasiewski, Bernhard: Akten …, Bd. 2; S. 333 (Nr. 230 vom 20.8.1935: Hirtenbrief des deutschen Episkopats; S. 331-341.).

[113] BVZ vom 5.8.1935: Reichsminister Dr. Goebbels über die Judenfrage und das Problem der Konfessionen.

[114] Stasiewski, Bernhard: „ Akten …, Bd. 3; S.282-287. (Nr. 279 vom 28.2.1936: Bertram an Kerrl und Goebbels.)  Bertram erhob namens des deutschen Episkopats entschieden Einspruch. Die BVZ vom 19.2.1936: Die kirchlichen Zeitschriften und Schriftleitergesetz wussten es schon ein paar Tage eher.

[115] Die DJK (= Deutsche Jugendkraft)  war ein katholischer Sportverband.

[116] BVZ vom 2.4.1933: Katholische Arbeiterjugend im Ringen um Volk und Nation.

[117] BVZ vom 6.10.1933: Rasse in der Musik stellte die spannende Frage, wie erkennt man aus einem Musikwert die Rasse des Schöpfers?.

[118] BVZ vom 5.2.1934: Rasse und Musik. Natürlich nicht!

[119] BVZ vom 16.3.1934: Rasse und Kultur.  Die Polen z. B. haben keine Kultur, was an den mit dem Versailler Vertrag an Polen abgetretenen Ostprovinzen überdeutlich zu sehen ist, die heute unter polnische Herrschaft dem Untergange geweiht sind. Meder dagegen und Perser waren nordrassisch bestimmt wie auch die italienische Renaissance. Am Untergang des Perserreiches konnte man übrigens verfolgen, was geschieht, wenn sich Rassen mischen.

[120] BVZ vom 21.1.1934: Führung und Gefolgschaft. Auf derselben Seite berichtete Kaplan Borgs über die Jugend im Raum der Kirche, den er als Religion und Leben definierte.

[121] BVZ vom 5.8.1934: Vor zwanzig Jahren. Der Autor B. könnte Borgs sein, der gelegentlich Aufsätze auf der Seite Katholische Jugend veröffentlichte.

[122] BVZ vom 17.3.1935: Stirb und werde! Es war vermutlich Bernhard Borgs (B. B.), der hier nicht nur belebend, sondern auch mutig gegen die ausschließliche katholische Innerlichkeit anschrieb.

[123] BVZ vom 29.6.1936: Das Verhältnis zwischen Partei und Kirche vom Gautreffen Westfalen-Nord aus Gelsenkirchen: 45 000 politische Soldaten zum Generalappell in Gelsenkirchen angetreten. Ende Mai 1937 hatte Reichsinnenminister Frick nunmehr von Hirtenbriefen genug und wollte keine Hirtenbriefe oder Enzykliken mehr sehen (BVZ vom 1.6.1937: Dr. Frick zur Kirchenfrage.).

[124] BVZ vom 3.6.1935: Nächtliche Beter.

[125] BVZ vom 21.6.1935: Verregnete Fronleichnam. Eine Doppelspalte beschrieb den Wetter bedingten Ausfall der Umzüge.

[126] BVZ vom 11.6.1935: Herrliche Pfingsten. Die Bottroper genossen so recht die Freuden der Natur.

[127] BVZ vom 24.12.1935: Friede den Menschen auf Erden. Es musste aber ein gesicherter Friede sein, darum das Wehrgesetz und die allgemeine Wehrpflicht, darum der deutsch-polnische Nichtangriffsvertrag von 1934, darum die zweiseitigen Abkommen statt der Kollektiv-Verträge; darum Hitlers Wort gegen das uferlose Wettrüsten, darum das deutsch-englische Flottenabkommen.

[128] Stadtarchiv Bottrop O1, Nr. 3:  Akten des Oberbürgermeisters. In dem Bericht hielt Stosch fest, dass der Bischofsbesuch in den mit Ihnen [= Regierungspräsident] und der Gauleitung besprochenen Formen verlief.

[129] BVZ vom 20.10.1935: Kirchliche Feierstunde der Bottroper Jungkatholiken. Der mutige Artikel begann mit uns wird berichtet und sicherte seinen Schreiber auch noch mit dem Hinweis auf die rein innerkirchliche Veranstaltung ab; trotzdem wird Kaplan Dunkel aus Dülken danach sich der besonderen Aufmerksamkeit der Nazis gewiss gewesen sein können.

[130] BVZ vom 13.5.1936: Gott zur Ehr’, – dem Nächsten zur Wehr.

[131] BVZ vom 17.2.1936: Das Heer erhält ein neues Koppelschloss.

[132] BVZ vom 19.2.1936: 25 jähriges Bischofsjubiläum Kardinal Faulhabers.

[133] BVZ vom 29.11.1934: Die Aussprache im Unterhaus (Fortsetzung der ersten Seite). Baldwin gab hier den Lesern der BVZ einen kompakten Überblick über die Erschütterungen, die seit der Machtübernahme, vor allem aber mit dem Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und den Abrüstungsverhandlungen in Europa verursacht worden waren.