Die Bottroper Presse im Nationalsozialismus

Vorwort

[Rudolf Isfort] (4.2020)PDF-Download

Hubert P., Elektriker auf ZW, Gewerkschafter und SPD-Anhänger, führte sein Glas zum Mund und sagte, zum Theken-Nachbarn gewandt: Hinein in die deutsche Arbeitsfront. Sein Nachbar, überzeugter Nazi, der kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner aus Bottrop verschwand, weil er zurecht um sein Leben fürchtete, entgegnete: Wenn Du nicht mein Schwager wärst, würde ich dafür sorgen, dass Du das niemals wieder sagen würdest.

1945 hatten die Deutschen ihre jüngste politische Vergangenheit völlig vergessen. Beispielhaft dafür die katholischen Bischöfe, die ihren Gläubigen für diese Zeit pauschal die Absolution erteilten: nichts gewusst, nur gezwungen mitgemacht zu haben oder um Schlimmeres zu verhüten. Heute gibt es fast keine Menschen mehr, die den Nationalsozialismus noch aus eigenem Erleben kennen. Aber wenn wir heute hören, dass der damalige Reichskanzler im Reichstag für den Kriegsfall das Ende der jüdischen Rasse in Europa vorausgesagt hat, dann fragen wir uns fast ungläubig, ob das angesichts der Ungeheuerlichkeit überhaupt stimmen kann – und wenn es stimmt, ob die Zeitgenossen das gewusst haben.

Während der NS-Zeit hatten die meisten deutschen Familien eine Zeitung und ein Radio. Fernsehen und Internet gab es noch nicht, selbst das Telefon war kaum verbreitet. Im Radio hörten Mutige ausländische Sender, die zu bestimmten Stunden deutschsprachige Sendungen ausstrahlten. Mutig mussten diese Hörer sein, weil das als Hochverrat drakonisch bestraft wurde. Wenn man also heute wissen will, was unsere Urgroß-, Groß- oder Eltern damals über Deutschland gewusst haben, dann sind die Tageszeitungen die wichtigsten Quellen, obwohl die Presse bereits Ende 1933 nahezu vollständig gelenkt war.

In Bottrop gab es 1933 zwei Tageszeitungen, die Bottrop im Logo trugen – die Bottroper Volkszeitung und den Bottroper Anzeiger. Sie sind die Grundlage für die Untersuchung der Bottroper Presse in der Nazi-Zeit. Die Ergebnisse dieser Untersuchung stellen sich in drei Aufsätzen vor:

[Rudolf Isfort]

… notwendig wie das tägliche Brot – die Bottroper Presse im Nationalsozialismus (4.2013).LesenPDF-Download
… aus dem Recht des Stärkeren: Die BVZ und der Krieg (3.2014).LesenPDF-Download
… wird das das Ende der jüdischen Rasse in Europa sein – die Bottroper Volkszeitung und die Vernichtung der Juden (3.2015).LesenDownload